No sports!
Bei allen von Wohlwollen und Bemühen getragenen Versuchen - nein, ich
schaffe es nicht, dem Motorsport resp. der Formel 1 etwas abzugewinnen.
Dabei möchte ich jetzt gar nicht diese zwar zutreffenden, aber viel
zu profanen Phrasen von "im Kreis fahren" herunter spulen. Viel zu groß
ist die Gefahr, sich damit als Ignorant zu outen. Gut, etwa
viertelstündliche Überholvorgänge als Höhepunkte eines übermäßig
spannungsgeladenen Ereignisses zu erkennen, ist schwer. Jedoch: Es gibt
auch Leute, die Fußball mit "da rennen 22 Leute einem Ball hinterher"
für hinreichend umschrieben und sich dabei noch für irgendwie überlegen
halten. Dabei geben sie damit nicht mehr zu erkennen, als dass ihnen
jeder Sinn für die Philosophie und Ästhetik meines Lieblingssports
fehlt, der Blick für die Symbiose aus Athletik und filigraner Technik
und so weiter. Arme, unwissende Würste.
Nein, einen solchen Schuss ins Knie möchte ich mir gegenüber Formel 1-Kennern nicht verpassen. Interessanter finde ich da schon den Ansatz zu fragen, welche Rolle hier
tatsächlich der Sportler spielt. Ich bin beispielsweise überzeugt, dass
die spanische Fußball-Nationalmannschaft meinen Heimatverein selbst in
Ballerinas nach Lust und Laune herspielen könnte, wohingegen auch ein
Vettel oder ein Hamilton ziemlich alt aussähe, müsste er mit meinem Auto
zum Rennen antreten.
Eklatant wird die Irrelevanz das sportlichen Könnens, wenn die Fahrzeuge
technisch versagen. Angesicht eines solchen Vorfalles zu einem sehr
frühen Zeitpunkt des Rennens - namentlich: Start - rumpelte ein Freund
einmal treffenderweise:
"Da stecken sie Millionen in die Entwicklung von Autos, die dann nicht mal losfahren!".
Besagter Freund zerlegte übrigens anschließend auch die Behauptung, die
Entwicklungen aus der Formel 1 kämen dem herkömmlichen Autobau zugute:
"So viele Dinger, wie da einfach unterwegs stehenbleiben, bevor sie ihre 300 Kilometer gefahren sind - mit sowas brech ich doch nicht in den Urlaub auf! Und Gepäck würde man da eh keins reinkriegen!"
Was mir letztlich endgültig die Erkenntnis brachte, dass es sich beim
Motorsport vielmals nicht um richtig verstandenen "Sport", sondern nur
um "Show" handelt, war jedoch etwas ganz anderes. Es waren die
Regelungen, die Jahr für Jahr erfunden werden, um den Besten Steine in
den Weg zu legen, damit die Schlechteren bessere Siegchancen haben. Mal
über irgendwelche Benzinstands- und Tankregelungen, mal über
Einschränkungen hinsichtlich der Reifenwahl... In manchen Sparten
bekommen die Besten wohl sogar Gewichte eingeladen.
Klar, im ersten Moment klingt das total sympathisch. Jaaaa, die Armen,
die beim falschen Team angeheuert haben und deshalb mit ihren Kisten
immer nur hinterher fahren dürfen, sollen auch mal Anschluss finden! Das
ist totaaaaal lieb!
Aber ist nicht Prinzip des Sports, dass die Besten gewinnen?
Als Michael Phelps zuletzt ständig allen anderen davon schwamm, hat da
irgendwer ernsthaft beim Schwimmverband vorgeschlagen, ihm Blei in die
Badehose zu nähen?
Natürlich nicht. Und es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Prinzip auch
weiterhin bei anderen Sportarten nicht durchsetzt. Sonst spielt Real
Madrid womöglich zukünftig nur noch mit zusammen geknoteten
Schnürsenkeln.