Verkehrsmelder: Italien / Nordfrankreich
(extra für die freundlichen Kommentatoren des letzten Verkehrsmelders herausgekramscht: das war damals die Premiere...)
Dieses Jahr hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, erstmals selbst ein Auto zunächst durch Norditalien und einige Wochen später durch Nordfrankreich steuern zu dürfen. Sollte mir jemand diese Erfahrung noch nicht voraus gehabt haben, möge er das folgende Sammelsurium regionaler Sonderbarkeiten aufmerksam lesen, um sich nötigenfalls schon einmal vorbereiten zu können.
Hinreichend bekannt dürfte sein, dass der Italiener gerne hupt. Das kann
zum Beispiel bedeuten "Wieso 'Vorfahrt'?!?" oder "Ciao, bella!"
oder "Ich habe Hunger!" oder "Heute ist Montag!".
Weniger bekannt ist allerdings vermutlich, dass sich der Franzose in
gleichem Maße, wie es der Italiener als Lärmerzeuger tut, als Lichtorgel
betätigt. Hier mal aufgeblendet, dort mal mit Warnblinker durch die
Gegend gefahren - man mag es leuchtend. Was das soll? Im Grunde gar
nichts. Deshalb Achtung: Man muss stets darauf gefasst sein, dass
jemand, der rechts blinkt, in Kürze links abbiegt. Die französische
Variante der sinnlosen Nutzung von Hebeln und Knöpfen ist deshalb die
spannendere.
Doch der Italiener weiß das auszugleichen, und zwar vor allem im Bereich des Straßenbaus. Während man in Nordfrankreich günstige Gelegenheiten, sich einen Achsbruch zuzuziehen, selbst auf Waldpfaden oft vergeblich sucht, gehören sie in Italien schon bei Autobahnen zur Grundausstattung.
Hinzu kommt, dass Verkehrs- und insbesondere Lichtzeichen dem Italiener
höchstens als gut gemeinter Vorschlag gelten. Aber er lässt sich ungern
reinreden. Hier ist Fahren noch Freiheit und Abenteuer! Die Versicherung
zahlt schon irgendwann. Vielleicht.
Und während der Deutsche jeden Millimeter zerkratzten Lacks nächtelang beweint, stellen in Italien Dellen im Vehikel Männlichkeitssymbole dar, etwa wie die Narben des Helden nach siegreicher Schlacht. Sie verkünden: "Nimm dich in Acht, Kollege, ich scheue keine Konfrontation!" Gut, könnten sie wirklich sprechen und wären zudem ehrlich, würden sie in vielen Fällen eher etwas vor sich hin schimpfen wie "Der Trottel hat, wie die meisten Italiener, ein echtes Problem mit dem zielgenauen Einparken!", aber zum Glück schweigen sie und wahren so den maskulinen Schein.
Was dem Italiener die Ampel, ist dem Franzosen übrigens die
Geschwindigkeits-Beschränkung. Mit weniger als 30 km/h über dem
zulässigen Tempo stellt man in seinen Augen ein Verkehrshindernis dar.
Das gilt vor allem in geschlossenen Ortschaften.