öde Vögel
Als Island-Fan blieb ich kürzlich beim Herumswitchen an einer Doku hängen, die sich angeblich mit meiner Lieblingsinsel befasste. Tatsächlich musste ich aber nach kurzer Zeit feststellen, dass Land und meinetwegen auch Leute weniger als ein Fünftel des Filmmaterials einnahmen. Ansonsten ging es nahezu ausschließlich um die landestypische Vogelwelt.
Nun gehört der Papageientaucher sicher noch zu den am nettesten anzuschauenden Exemplaren der Gefiederten, und Trottellummen heißen wenigstens lustig. Trotzdem langweilte mich das Ganze - für meinen Islandfanatismus und selbst für jemanden, der ohnehin nicht so wahnsinnig auf Tierdokus steht - nach erstaunlich kurzer Zeit.
Wieso? Was macht Vögel so fürchterlich uninteressant?
Da ist natürlich zum einen die Tatsache, dass ihnen jedwede Mimik abgeht. Sie wirken vom Gesichtsausdruck her alle miteinander irgendwie verklemmt, vielleicht auch arrogant oder bösartig. Unsympathisch auf jeden Fall, und das unabänderlich. Immer. Den ganzen Tag.
Aber es kommt noch etwas hinzu: die Fortbewegungsformen. Ich bin eher Hunde- als Katzenfreund, aber nehmen wir doch genau deswegen mal Freundin Mieze als Beispiel: Katzen können schreiten und rennen und schleichen und klettern und herumhopsen und... Alles Mögliche halt. Vögel - von wenigen Ausnahmen abgesehen - können am Boden nur laufen, bestenfalls hopsen, und sie tun dies wenig. Meistens sitzen sie in wenig aufsehenerregender Weise einfach hier oder dort. Ansonsten fliegen sie. Und wenn sie fliegen, dann sieht das irgendwie immer gleich aus. Ob sie jetzt gerade wohin wollen oder woher kommen oder einfach nur herumfliegen, weil sie es können - man weiß es nicht. Es ist auf Dauer entsprechend uninteressant, ihnen dabei zuzusehen.
Man verstehe mich nicht falsch: Ich bin kein Vogelhasser. Nein, ich freue mich sogar über gelegentlichen flatternden Besuch auf dem Balkon. Ich mag das Gezwitscher im Garten. Und manchmal sehe ich den kleinen Wesen auch zu bei allem, was sie da so treiben. Aber eben kurz, denn es erschöpft sich in laufen/hopsen, sitzen und dann wieder wegfliegen. Mit allem Spannenden, das ich da inzwischen hätte filmen können, ließen sich beim besten Willen keine drei Minuten füllen.
Schlimmer sind eigentlich nur Fische. Die können noch nicht mal sitzen. Deswegen bin ich auch noch nie in die Versuchung gekommen, mir eine Fisch-Doku anzuschauen.
"Halt!", mag nun jemand einwerfen, "was ist mit Regenwürmern?!"
"Dreh eine Doku drüber", sage ich, "dann werden wir ja sehen."