zum Abschied
Wenn
ich andere Menschen, mit denen ich vorher irgendwie etwas zu tun hatte,
an einem Ort zurück lasse, sage ich Dinge wie "Auf Wiedersehen!",
"Servus!" oder - zur einheimischen Bäckerei-Fachverkäuferin zum
Beispiel - auch mal "Ade!".
An wortloses Verschwinden meinerseits kann ich mich kaum erinnern. Könnte vielleicht mal irgendwann der Abschluss eines Streits gewesen sein oder so. Auf jeden Fall geht's dann aber fix.
Nie hingegen würde ich mich verhalten wie die beiden, die ich kürzlich beim Verabschieden beobachten durfte:
Er ist drauf und dran fortzugehen. Den Blick auf sein Ziel (die weite
Ferne) gerichtet, steht er mit dem Rücken zu ihr, die ihn aus sicherer
Entfernung schweigend mustert, als wolle sie sich seine Erscheinung einprägen. Als er sich nach einigen schier endlosen Momenten zu ihr
umdreht, sagen seine Augen, dass dies wohl der letzte Abschied sein
wird. Dennoch bemüht er sich, bei all der Härte, die diese seine
Entscheidung beinhaltet, ein aufmunterndes Lächeln auf sein Gesicht zu
zaubern. Sie schlägt kurz die Augen nieder, hebt dann aber den Blick
wieder und sagt damit, ohne ein Wort zu sprechen: "Ja, ich weiß. Aber
geh nur. Alles wird gut." Dann dreht er sich wieder weg. Langsam, weil es ihm schwer fällt, aber gerade
schnell genug, um die aufsteigenden Zweifel bei sich und die
aufsteigenden Tränen bei ihr nicht wahrnehmen zu müssen. Er setzt sich in Bewegung, zögernd zuerst, aber mit jedem Schritt mehr und mehr die Gewissheit
ausdrückend, dass er das Richtige tut...
Wo ich das gesehen habe? Im Film natürlich. Im realen Leben gibt es
solche Szenen nämlich nicht. Ein Segen, denn sie sind unfassbar nervend
und langatmig. Glücklicherweise werden sie - auch das anders als im
richtigen Leben - meistens von ausreichend Geigen angekündigt, so dass
man sofort weiß:
"Das wird dauern. Jetzt ist die Gelegenheit, mal aufs
Klo zu gehen."
Insofern besser als jede Werbepause.
Absoluter Topfilm in Sachen Glotzerei war für mich übrigens "Der Pferdeflüsterer", den ich mir dereinst meiner damaligen Freundin zuliebe im Kino antat. Da glotzen nämlich Pferde auch noch mit. Er glotzt, Pferd glotzt, dann wieder er, Pferd, er, in sicherer Entfernung sie, Pferd... - ein endloses Herumgestiere, und das Ganze bei 24 Stunden Sonnenuntergang.
Anders gesagt: Endlich ein Film, den man trotz Überlänge auch mit Blasenschwäche bedenkenlos genießen kann.